„Ich erleuchte mich / durch Unermeßliches“ – so lautet die deutsche Übertragung eines Gedichts des italienischen Dichters Giuseppe Ungaretti, meisterhaft ins Deutsche gebracht von Ingeborg Bachmann. Dieses Gedicht besitzt eine außergewöhnliche Strahlkraft, eine inspirierende Energie, die mir täglich neue Motivation schenkt. Ich erleuchte mich, nicht, ich werde erleuchtet. Unermeßliches, nicht der Unermeßliche. Ein Gedicht, das mich als Gestalter feiert. Ein Gedicht, das mir in Erinnerung ruft, dass ich mit allem verbunden bin. Seit vielen Jahren gehe ich ein bis zweimal im Jahr in die Stille, oft nur begleitet von Gedichten. In diesem Jahr war es dasjenige von Ungaretti, welches mich zutiefst berührte.

Die winterliche Wanderung von Runkel nach Villmar und zurück enthüllt den morbiden Charme der Lahn-Landschaft und beeindruckt mit historischen Höhepunkten wie dem Unica-Marmorsteinbruch und dem Denkmal für König Konrad. Ein besonderes Highlight: Der König mit Krone in der Hand, die ihm alle Nase lang entwendet wird, bevor der Blick auf die Burg Runkel und die alte Lahnbrücke den Wanderer verabschiedet.

Ein kurzer Spaziergang führte mich zum Nordportal (ICE Tunnel Limburg). Wie so oft dachte ich: Limburg, du sonderbare Stadt des Lärms.