Sascha Büttner und die Kunst des Fließens
Taoismus in der Fotografie
Sascha Büttner ist einer, der mit seiner Leica umherstreift, die Augen offen und das Herz weit. Er ist ein Meister des Derivé, ein Wanderer im Geiste der Situationisten. Wenn er durch die Straßen zieht, geschieht dies nicht mit einem Ziel vor Augen, sondern vielmehr im Einklang mit dem Fluss des Lebens selbst. Es ist eine Kunst, die er perfektioniert hat – die Fähigkeit, sich treiben zu lassen, während andere versuchen, das Leben zu kontrollieren.
In einer Welt, die oft eingehegt und kalkuliert wirkt, beschreibt man Saschas Fotografien mit Worten wie „rau, verwischt und unscharf“. Diese Unschärfe ist nicht Mangel an Können; es ist eine Absicht, eine Hommage an die japanische Fotografie der 70er Jahre, der Zeit, als das Bild mehr war als nur Dokumentation. In jeder seiner Aufnahmen steckt die Lebensphilosophie des Taoismus.
Tiefe Schatten und flüchtige Lichtspiele fangen Momente ein, die dem Auge entgehen. Bei Büttner sind es nicht die klaren Konturen, die uns faszinieren, sondern das Gefühl – eine Melodie, die im Untergrund seiner Bilder schwingt. Er schlägt einen Bogen zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren, und in diesem Zwischenraum, der Leere, dem Nichts, findet der Betrachter die Freiheit, selbst die eigenen Geschichten zu entdecken.
Büttner ist nicht nur Fotograf; er ist auch Taijiquan-Lehrer und Coach. Er ist einer der Wenigen, der den Taoismus in der Fotografie lebt. Er lehrt nicht nur innere und äußere Kampfkunst, sondern er vermittelt eine Philosophie, die die Kunst, die Freude an der Bewegung und das Leben miteinander verbindet. In seiner Gegenwart spürt man, dass Fotografie für ihn eine spirituelle Praxis ist. Jede Aufnahme wird zu einem meditativen Akt, eine Weise, der Welt mit Achtsamkeit zu begegnen.
Seine Schüler lernen, wie sie mit ihrer Kamera das Fließen des Lebens einfangen können. Bei Sascha Büttner geht es nicht um perfekte Kompositionen oder technische Finessen; es geht darum, im Moment zu sein, die Augen offen zu halten und das Herz für das Unvorhersehbare zu öffnen. „Die besten Bilder sind die, die uns überraschen“, sagt er, während wir durch die Straßen schlendern. „Sie sind wie das Leben selbst – unberechenbar und schön.“
So wandelt Sascha Büttner auf den Pfaden der Situationisten, ein stiller Revolutionär in der Welt der Fotografie. Er zeigt uns, dass die rauen und flüchtigen Momente die sind, die das Leben wirklich lebenswert machen. Wenn wir lernen, mit dem Nicht-Handeln, der Ungeschäftigkeit zu leben, finden wir möglicherweise auch Klarheit im Chaos.
Denn im Nicht-Handeln liegt eine Wahrheit, die immer wieder neu entdeckt werden kann. Sascha Büttner, der Coach, der Autor, der Taoist, der Mann mit der Leica, hält uns einen Spiegel vor, in dem wir uns erkennen können – nicht als das, was wir sein könnten, sondern als die, die wir sind, wenn wir einfach nur offen schauen, unermüdlich und neugierig, im Moment, in der Gegenwart.