Ich habe es wieder getan. Zum zweiten Mal habe ich die Südroute erwandert. Es war nass. Es war grau. Erst ganz zum Schluss, als ich fast wieder zuhause war, hörte der Regen auf. Unterwegs begegnete mir ein einsamer, nachdenklicher Wanderer. Er sei Architekt, verriet er auf meine Frage, ob er auch die Südroute laufe, und nutze eine kleine Auszeit, um zu seinen Bauvorhaben zu wandern und über alles und nichts nachzudenken. Wir wünschten uns alles Gute, dann war ich wieder alleine. Mittlerweile hatte ich meine Leica im Rucksack verstaut. Der Regen nahm einfach nicht ab und mir schien die Gefahr zu groß, dass ich die Leica unnötig beschädige. Mit dem iPhone machte ich stattdessen einige Schnappschüsse und entschloss mich, mit diesem Beitrag mein selbst auferlegtes Dogma, nur Leica-Fotos zu verwenden, zu brechen. Ich liebe es, Dogmen zu brechen.

Leider ist die Südroute nicht immer gut ausgeschildert. Mal fehlt ein Wegweiser, mal steht er schief in der Landschaft, mal ist er ausgebleicht. Eine Orientierung ohne GPX oder Wanderkarte ist fast aussichtslos. Limburg zu erwandern, scheint mir nur aus einer Trotzhaltung möglich. Die Stadt Limburg selbst legt vermutlich nicht sonderlichen Wert auf erholsame und zugleich touristische Aktivitäten. Sie ist zu sehr mit der Tötung von Tauben beschäftigt.

Während meiner Wanderung hatte ich ausgiebig Zeit, über das Dao nachzudenken und zu meditieren. Die Bäume schenkten mir das letzte Leuchten ihrer herbstlichen Pracht, das sich vor dem tristen, grauen Himmel abhob.