Alle Fotografien wurden mit der Leica Q2 Mono am 10. Mai 2025 rund um Limburger aufgenommen.
Limburg Nord-Süd
Der Wandermarathon rund um Limburg entlang den Routen Limburg-Nord und Limburg-Süd.
Limburg, 2025-05-10, 9:20 h, 45,3 km
Im Takt der Schritte: Limburg-Nord-Süd
Sechs Uhr morgens. Die Welt schläft noch, ich nicht. Mr. Black und Mr. Red begleiten mich. Eine seltsame Dreiergruppe, vereint durch die Lust am Selbstquälen. Nennen wir es Wandern. Black wird bei Kilometer 25 aussteigen. Unser Wasserträger. Ein Job mit Verfallsdatum. Ich frage mich, ob er das beim Start schon wusste. Der Schafsberg grüßt im Morgenlicht. Staffel, wir streifen die Gemarkung Elz, dann Offheim. Orte wie Perlen auf einer Schnur. Meine Füße protestieren leise. Zu früh, denke ich. Bewahrt euch was für später. Erste Rast im Offheimer Wäldchen. Kilometer 14. Die Bäume rauschen unbeeindruckt. Haben wohl schon bessere Wanderer gesehen. Ich spüre Reds prüfenden Blick. Halte ich durch? Natürlich halte ich durch.
Ahlbach, B49, Dietkirchen. Die Namen verschwimmen, nur die Kilometer bleiben konkret. Zweite Rast an der Lubentius Kirche. Kilometer 24,5. Gnädiger Schatten. Andere Wanderer mit Krombacher-Rucksäcken. Touristenklasse des Wanderns. Bin ich arrogant? Vielleicht. Erschöpfung macht ehrlich. An der Lahn rufen wir für Black den Besenwagen. Kilometer 25. Abschied ohne Drama. Seine Wasserbehälter, jetzt leere Symbole vergangener Dienste. Red und ich, wir ziehen weiter. Zwei statt drei. Die Dynamik ändert sich. Der Rhythmus auch.
Limburg Süd. Noch 19 Kilometer. Eine lächerliche Zahl auf dem Papier. Eine Ewigkeit in meinen Beinen. Eschhofen, Friedwald, Lindenholzhausen. Ortsschilder wie Meilensteine einer kleinen Odyssee. Am Bahnhof die Versuchung: Einsteigen, heimfahren. Wir widerstehen. Helden des Alltags oder komplette Idioten? Die Grenze verschwimmt bei Kilometer 30.
Rast am Sauerborn. Kilometerstand 32. Idylle mit Soundtrackꓽ A3-Rauschen links, ICE-Donnern rechts. Die Natur als Insel zwischen Verkehrsadern. Wir füllen unsere Energiereserven auf. Meine Wasservorräte schwinden bedenklich.
Der Harvesterhof. Menschenmassen feiern irgendwas. Beneidenswert, wer heute nicht wandert. Die B417 überqueren wir hastig. Der Tod trägt manchmal Nummernschilder. Links ab Richtung Mensfelden. Der Schlussanstieg beginnt. Mein Verstand verabschiedet sich höflich. Nur noch Atem, Schritt, Atem, Schritt. Wandertrance. Die Welt schrumpft auf einen schmalen Tunnelblick. Ich erreiche den Kopf als Erster. Ein lächerlicher Triumph, der sich trotzdem großartig anfühlt. Alle Ruhebänke besetzt. Natürlich. Das Universum hat Humor. Mein Wasser ist aufgebraucht. Ein Blickwechsel mit Red genügt. Der Abstieg beginnt. Red fliegt den Abhang hinunter. Hat er heimlich Flügel versteckt? Im Paradies hole ich ihn ein. Ironischer Name für einen Ort, an dem meine Hüfte protestiert und meine Beine streiken wollen. Auf dem letzten Kilometer entweichen mir Laute, die ich nicht kontrollieren kann. Der Schmerz ist jetzt ein Mitläufer, der nicht eingeladen wurde, aber trotzdem nicht geht.
17:31 Uhr. Zurück am Ausgangspunkt. Red und ich fallen uns in die Arme. Eine stumme Übereinkunft: Wir sind verrückt, aber gemeinsam verrückt. Black bekommt die Erfolgsmeldung per Messenger. Daumen hoch. Die digitale Version einer Umarmung. 45 Kilometer. 11 Stunden und 31 Minuten. Zahlen, die morgen wehtun werden. Aber heute? Heute fühlt es sich nach Triumph an. Seltsam, wie Schmerz und Stolz so nahe beieinander liegen können.
GPX-Datei
Meine Trackaufzeichnung könnt ihr hier herunterladen:
gpx-Datei Limburg-Umrundung (782 kB)